Thema: Hund in der Familie
Hunde sind tolle Partner des Menschen, wenn sie Artgerecht gehalten und behandelt werden. Es gibt andererseits kein Lebewesen, das so oft missverstanden wird wie der Hund! In unserer Wohlstandsgesellschaft werden Hunde oft vermenschlicht, aber auch gefühllos abgeschoben.
Bevor man sich einen Hund anschafft oder gar selbst Hunde züchtet, sollte man sich einiges sehr genau überlegen. Er kann durchaus 15 Jahre alt und manchmal sogar älter werden in dieser Zeit trägt man die Verantwortung für sein Leben und sein Wohlbefinden. Hunde sind kein Spielzeug, keine Waffen und auch keine Prestigeobjekte, sie sind Lebewesen!!!
Hunde gehören oft fest zur Familie. Die Familie bildet für den Hund dabei das Rudel !!!
Ein Hund als Haustier bringt einer Familie nicht nur Entspannung, Abwechslung und Freude. Besonders Kinder profitieren laut Untersuchungen entscheidend vom gemeinsamen Aufwachsen mit Hunden. Ein Familienhund hat viele Vorteile für beide Seiten.
Studien bestätigen europaweit den positiven Einfluss von Hunden auf Kinder.
Vier Untersuchungen an europäischen Universitäten bestätigen unabhängig voneinander die positive Wirkung von Hunden auf Kinder.
Mensch-Tier-Verständigung
Es gibt kaum ein Lebewesen, das so freudig erregt und mit höchster Aufmerksamkeit auf ein Zeichen seiner Bezugsperson wartet. Obschon Mensch und Hund andere "Sprachen" sprechen, sind allein schon Dinge wie Körperhaltung, Mimik, Tonfall der Stimme beiderseits Hinweise darauf, was der andere wünscht. Man muss nicht lange raten, was der winselnde, oder knurrende Hund wohl möchte. In der Familie sollte sich der Hund unterordnen und gehorchen. Für den Hund ist es wichtig, dass seine Stellung in der Familie eindeutig ist, das heißt er sollte in der Rangordnung nicht über dem Menschen stehen. Ein festes Regelwerk hilft dem Hund sich besser zu Recht finden, wenn die Rangordnung eindeutig gegeben ist und die Familienmitglieder unter sich auch einig sind.
Hunde "reden" mit ihren Artgenossen durch Körperhaltung, Schwanzstellung, Mimik, Lautäußerungen (Beschwichtigungssignale) und vielem mehr. Will der Mensch Kumpel und Artgenossen Ersatz sein, dann muss er versuchen, die Sprache des Hundes zu verstehen.
Der tägliche Umgang, das Spiel auf der Wiese, die Konfrontation mit anderen Hunden und einer wechselnden Umgebungen geben Gelegenheit, die Mensch-Tier-Verständigung in allen Feinheiten zu erlernen und zu üben.
Bevor Sie sich also einen Hund ins Haus holen, sollten Sie sich in Ruhe damit auseinandersetzen, wie viel Zeit, Mühe und Arbeit ein Vierbeiner in Anspruch nimmt. Ganz gleich, ob Sie sich für einen Welpen oder einen erwachsenen Hund entschieden haben- am Anfang wird das neue Familienmitglied Ihren Alltag durcheinander bringen und es dauert eine Weile, bis sich alles eingespielt und sich eine gewisse Routine eingestellt hat.
Möchten Sie ein erwachsenes Tier zu sich nehmen, hat das sicher gewisse Vorteile. Meist sind die Hunde bereits stubenrein und sind aus dem „Gröbsten“ raus, nehmen also nicht mehr die Wohnung auseinander. Die Betonung liegt auf meist, denn erwachsen bedeutet nicht gleichzeitig erzogen.
Es sollte vorher natürlich geklärt werden, ob der Hund generell Kinder kennt und mit ihnen umgehen kann. Ein Hund, der als Welpe nicht mit Kindern in Berührung kam, hat eventuell Schwierigkeiten, ihre Bewegungen und ihr Verhalten richtig zu deuten. Kinder bewegen sich grobmotorischer als Erwachsene, sie rennen viel und sind manchmal ziemlich laut. Ein rennendes Kind kann für einen Hund nicht nur Spiel bedeuten, sondern eventuell auch Aggressionen hervorrufen.
Leicht kann es zu Missverständnissen kommen, so dass der Hund meint, seine Zähne zum Einsatz bringen zu müssen. Aus diesem Grunde sollte das neue Familienmitglied einigermaßen ausgeglichen und gelassen sein, um bei Geschrei und wildem Herumrennen nicht gleich aus der Haut zu fahren. Dazu benötigt es einer guten Sozialisierung im Welpen- und Junghundealter. Ein Hund, der z.B. im Zwinger relativ isoliert bzw. nur mit Hundekontakt aufgewachsen ist, tut sich sicher schwerer, mit der Unruhe in einer Familie zurechtzukommen.
Umso kleiner die Kinder sind, desto weniger ist die Wahl eines Welpen empfehlenswert. Natürlich würde er sich dann von Anbeginn an Kinder gewöhnen können, aber auf der anderen Seite haben Sie sozusagen ein „Kleinkind“ mehr: Ein Welpe muss ständig beaufsichtigt werden.
Er muss viele Male am Tag raus, denn er muss Stubenreinheit ja erst lernen. Und auch alles andere muss ihm noch beigebracht werden, z.B. zu kommen, Sitz, Platz, Bleib usw. Auch die Erziehung nimmt also Zeit in Anspruch. Außerdem kann es sein, dass er alles, was in seine Nähe kommt, mit den Zähnen zerlegen möchte. Bei einem Stromkabel wird das dann schon gefährlich.
Haben Sie die Zeit und Geduld, gleichzeitig für Menschenkind und Hundekind da zu sein? Das Herumtoben von Kind und Hund miteinander sollte gut beaufsichtig sein, denn beide sind stürmisch, manchmal auch grob. Welpen müssen erst lernen, im Spiel nicht in Arme und Hände zu beißen und nicht an der Kleidung zu zerren.
Genauso passiert es aber auch Kindern, dass sie zu wild werden und den Kleinen zu fest anpacken. Spiel ist zwar schön, aber auf der anderen Seite braucht ein Welpe noch sehr viel Schlaf. Es ist nicht immer leicht, einem Kleinkind begreiflich zu machen, dass dann Ruhe angesagt ist.
Entscheiden Sie sich dennoch für einen Welpen, dann nehmen Sie bitte die „Kinderstube“ gut unter die Lupe. Werden die Welpen im Haus aufgezogen? Was für einen Eindruck macht die Hündin. Stellen die Vorbesitzer Fragen zu den Haltungsbedingungen, die den Welpen erwarten- ist es Ihnen also wichtig, dass er ein gutes Zuhause bekommt?
Es gibt leider auch Züchter, denen es lediglich ums Geld geht. Bitte werden Sie nicht weich, weil Sie das Gefühl haben, die Hunde werden schlecht gehalten. Wichtiger ist es, dass Sie ein gesundes, munteres und nicht ängstliches Tier bekommen!
Auch im Tierheim warten eine Menge Hunde auf ein neues Zuhause. Natürlich gibt es dort schwierige Vierbeiner, aber oft wird ein Tier nur wegen familiärer Veränderungen abgegeben. Die Tierpfleger können Sie beraten und Ihnen die Eigenschaften der einzelnen Vierbeiner erläutern, so dass Sie das passende Tier für sich und die Familie finden können.
Interessieren Sie sich für einen Tierheimhund, so können Sie ihn meist in Ruhe kennen lernen, mit ihm erst einmal spazieren gehen und so fest stellen, wie Kind und Hund miteinander auskommen.
Als Familienhund eignet sich ein Tier, das weder besonders scheu noch ängstlich ist. Schließlich muss es Lärm aushalten und mit fremden Kindern umgehen können, die zu Besuch kommen. Ein Vierbeiner mit übermäßiger Aktivität und Energie ist in einem Kinderhaushalt sicher ebenfalls fehl am Platz, da er schwer auszulasten und zu bändigen ist. Meist steigert sich die Unruhe eines Hundes, umso mehr um ihn herum los ist.
Kinder und Hunde gleichen sich in vielen Dingen:
• Hunde leben im Jetzt und heute, Kinder auch.
• Hunde sind Egoisten, Kinder zuweilen auch. Beide benutzen vielfältige Strategien, um ihren Willen durchzusetzen.
• Kinder und Hunde spielen gern.
• Regeln sind zum verletzen da.
Beide können sich nur zu zuverlässigen Individuen entwickeln, wenn sie eine klare Orientierung haben. Regeln schränken ein, bieten aber auch Sicherheit und Geborgenheit.
Für ein gutes Miteinander ist es von Bedeutung, dass sowohl der Hund als auch die Kinder gewisse „Spielregeln“ beachten. Bitte bedenken Sie, dass der Hund von Anfang an eine klare Linie haben sollte. Die hat ein Hund in einem Hunderudel schließlich auch und er braucht diese, um sich wohl zu fühlen.
Dazu gehört ein fester Liegeplatz, der nicht zentral gelegen sein sollte - also nicht im Eingangsbereich, nicht in der Küche, nicht in einem Durchgang. Erhöhte Plätze wie z.B. Bett oder Sofa sollten Tabu sein und dem Menschen vorbehalten bleiben. Von Ihrem Esstisch sollte er Abstand halten und vor allem nichts vom Tisch bekommen. Futter ist für Hunde eine wichtige Ressource und wird unter Hunden nicht einfach so beliebig weiter gereicht und verteilt. Das, was Sie auf Ihrem Teller haben, ist in den Augen Ihres Hundes auch nur „Beute“ ...
Am besten richten Sie ihm irgendwo in einer Zimmerecke ein gemütliches Lager ein, vielleicht ein Körbchen mit Decke oder Matratze, wo er liegen sollte, während Sie essen. Achten Sie von Anbeginn darauf, dass Sie Ihren Vierbeiner zum Spielen und Streicheln auffordern, nicht umgekehrt. Lernt der Hund nämlich, dass er im Hause die Spielregeln bestimmen kann, dann wird er bald nicht mehr begreifen, warum er aufhören soll, an Kindern hochzuspringen, wenn denen das Spiel zu wild wird, oder warum er beim Toben nicht schnappen darf.
Bitte unterbinden Sie auch das kauen an Körperteilen, bevorzugt an Händen und Armen - dies tun vor allem Welpen gerne. Ebenfalls unterbinden Sie bitte das Hochspringen. Seien Sie dabei immer konsequent - ein Hund versteht nicht, wenn er mal hochspringen darf, ein anderes mal aber bestraft wird. Natürlich beherrscht er das nicht von heute auf morgen, aber bei regelmäßigem Üben und langsam steigender Ablenkung wird er bald verstehen, was Sie von ihm wollen.
Natürlich gilt auch für Kinder, dass sie nicht mit dem Hund tun und lassen dürfen, was sie möchten. Er ist kein Spielzeug, sondern ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen. Ein Hund ist mit einem Jahr ca. 16 Menschenjahre alt und mit zwei Jahren ca. 24. Damit ist er mental sehr viel schneller erwachsen als wir Menschen!
Vergessen Sie bitte nie, dass es durchaus zu ernsthaften Verletzungen kommen kann, wenn Ihrem Hund nicht Regeln aufgezeigt werden! Lassen Sie Kind und Hund nie alleine und ohne Aufsicht! Dies gilt auch für Spaziergänge: Geht Ihr Kind ohne eine erwachsene Begleitperson mit dem Hund raus, kann das böse enden. Kinder können brenzlige Situationen meist nicht richtig einschätzen sind und sind z.B. mit Hundebegegnungen oft völlig überfordert. (außerdem ist es gesetzlich verboten)
Wenn er in seinem Körbchen liegt, sollten die Kinder seine Ruhephase akzeptieren. Wenn er noch nicht einmal dort Schutz vor den Kinderhänden hat, weiß er sich vielleicht irgendwann nicht mehr anders als mit seinen Zähnen zu wehren. Ein Hund kann nicht sagen: „Lass mich bitte in Ruhe. Ich will nicht spielen.“ Er zeigt seinen Unmut über Körpersprache, die Kinder und, leider auch viele Erwachsene, aber oft nicht zu deuten wissen. Das Tier versucht sich zu entziehen, zieht dann die Lefzen hoch, knurrt schließlich und beißt irgendwann vielleicht sogar zu. Aus Sicht des Hundes ist das auch verständlich. Hunde kommunizieren nun einmal so. Als Hundebesitzer ist es unsere Pflicht „hündisch“ zu lernen und seine Äußerungen zu deuten.
Hunde verhalten sich Kindern gegenüber als wären sie Wurfgeschwister, mit denen man tobt, die man aber auch in ihre Schranken weist, wenn’s zu viel wird. Erst Jugendliche im Alter ab ca. 13, 14 Jahren, sprich: ab der Pubertät, können als „ranghoch“ akzeptiert und für voll genommen werden. Bitte denken Sie jetzt nicht, dass Hunde nun generell Jugendliche und Erwachsene absolut ernst nehmen. Sie müssen auch „Chef“ sein. Ranghoch sind in der Regel meistens ältere und erfahrene Tiere.
Ihr Hund beobachtet Ihre Familienstruktur genau und bekommt sehr wohl mit, dass Sie auch hin und wieder Ihre Kinder reglementieren. Wer reglementiert wird, kann nicht ranghoch sein! Deshalb muss die „Vorarbeit“ bei der Hundeerziehung auf jeden Fall durch die Eltern geleistet werden. Die Basis, also der Grundgehorsam, sollte gefestigt sein, ehe ein Kind den Hund für Übungen in die Hände bekommt.
Nicht nur der Hund muss lernen, dass er im Spiel nicht zu wild werden darf, weil es sonst weh tut. Umgekehrt mögen es Hunde auch nicht besonders gern, wenn sie von Kindern durch die Gegend geschleppt und ständig geknuddelt werden, wenn sie am Schwanz gezogen werden oder ihnen auf andere Art wehgetan wird.
Vorsicht ist geboten, wenn der Hund an seinem Futternapf steht oder er einen Knochen hat. Kinder sollten hier unbedingt Abstand halten! Wie bereits angedeutet, passt ein Hund für gewöhnlich auf, dass ihm nichts von seinem Futter „geklaut“ wird und das wird er eventuell mit Einsatz seiner Zähne deutlich machen. Gleiches kann für Spielsachen gelten: Ist für Ihren Hund spielen sehr wichtig, wird er eventuell seine Spielsachen vor den Kindern verteidigen.
Wie gesagt: Kinder werden als Wurfgeschwister angesehen. Das, was Sie als Erwachsene von Ihrem Hund einfordern können, dürfen Ihre Kinder in seinen Augen noch lange nicht.
Letztendlich: Ein Hund muss her
Einen Hund nur für uns zu haben, war schon immer unser größter Wunsch? Sicherlich haben Sie sich längst eine klare Vorstellung vom zukünftigen besten Freund gebildet, der Ihr Leben mit ihnen teilen soll. Nicht zu groß und nicht zu klein. Kinderlieb und zutraulich, aber nicht jedem gegenüber. Nicht zu laut, auch nicht stumm. Schön, aber nicht zu viel Pflege. Intelligent, aber wiederum nicht so intelligent, dass er sich langweilt. Wachsam wäre auch gut, das ist ja schließlich sein Job als Hund. Wenig Arbeit, viel Freude - und, um das nicht zu vergessen, auch wenn das Thema "Finanzen" in unseren Breitengraden keine große Rolle spielt, er sollte sich, der schmalen Haushaltskasse zuliebe, keineswegs zum Fass ohne Boden entwickeln. Deshalb sollte er bei bester Gesundheit möglichst wenig fressen.
Diesen Hund werden Sie nicht finden!
Es gibt in einfach nicht.
Weiterhin viel Spaß mit den Hunden
Jens Strube
Jens Strube hat die Erlaubnis nach §11 Abs.1 Nr.8 Buchstabe f des Tierschutzgesetzes vom zuständigem Veterinär-und Gesundheitsamt der Kreisverwaltung Alzey-Worms bekommen.